«Das Spielensemble zu begeistern war immer das Grösste»
Seit 1987 ist André Mathis Regisseur des Theater Alpnach. 35 Theaterstücke hat er seither mit seinem eingeschworenen Team auf die Singsaal-Bühne gebracht und ich damit weit über die Gemeindegrenzen hinaus einen Namen gemacht. Die letzte Produktion unter seiner Federführung hat am 22. März 2025 Première. Aber ganz aufhören beim Theater Alpnach möchte André Mathis nicht.
André Mathis, nach 35 Jahren Regiearbeit ist diesen Frühling nun Schluss. Warum?
Weil ich das Glück habe, dass jemand aus den eigenen Reihen diese Aufgabe übernehmen will. Solche Gelegenheiten muss man am Schopf packen. 35 Jahre sind auch eine lange Zeit.
Jetzt wird aber nochmals Vollgas gegeben. Mit dem Stück «Käserei in der Vehfreude», das bereits 1997 auf der Alpnacher Bühne aufgeführt wurde. Warum gerade dieses Stück?
Wir haben damals aus Anlass des 200. Geburtstags von Jeremias Gotthelf dieses Stück ausgewählt. Es kam beim Publikum sehr gut an. Gotthelf ist auf den Bühnen unserer Region eher selten zu sehen. Deshalb habe ich mich für dieses Stück zum Abschluss meiner Regietätigkeit in Alpnach entschieden. Ich habe es nochmals neu bearbeitet – damit fünf Darsteller mehr mitspielen können.
Was hat dich motiviert, Jahr für Jahr eine neue Produktion einzustudieren? Was war das Spannendste
an der Regiearbeit in all den Jahren?
Ein Team zu spüren, das hinter mir steht und die unterschiedlichsten Stücke auf die Bühne gebracht hat. Da waren all die Produktionsleitungen und Menschen vor und hinter den Kulissen. Das Spielensemble zu begeistern war immer das Grösste. Wir haben in diesen Jahren im Theater Alpnach eine gut funktionierende Struktur geschaffen. Es war immer wieder spannend eine Inszenierung von «Null» anzufangen, nachdem die Stückwahlkommission eine Geschichte gelesen und bestimmt hatte. Ein «passendes» Theaterstück zu finden, war und ist gar nicht so einfach.
Was heisst das?
Die richtige Auswahl zu treffen, mit dem Ziel, dass ein Theaterstück beim Publikum gut ankommt und somit eine erfolgreiche Saison gesichert ist. Gleichzeitig soll die Geschichte aber auch das Spielensemble packen und zu Höchstleistungen anspornen.
Gab es einen Höhepunkt in deiner Regiekarriere?
Nein. Jedes Stück war für mich ein Höhepunkt.
Dich hat schon in der Schulzeit das Theatervirus gepackt. In all den Jahren hast du mit deinem Team wohl hunderte von Stunden verbracht. Wirst du das künftig nicht vermissen?
Ich werde den Bereich der Regiearbeit übergeben, aber weiterhin der Spielleitung des Alpnacher Theaters zur Verfügung stehen. Diese umfasst nebst der Regie die Stückwahlkommission, Bühnenbild/-bau, Licht-/Musik-/Toneffekte, Schminken/Maske und Requisiten/Kostüme.
Wird man dich künftig wieder auf einer Bühne sehen?
Das kann ich mir durchaus vorstellen. Ich bin seit meiner Jugend ein leidenschaftlicher Theaterspieler. Aber festlegen will ich mich nicht. Ich kann mir aber auch vorstellen, mich im Theaterverband in anderen Projekten zu engagieren. Regisseure im Volkstheater sind sehr gesucht.
Was möchtest du deinen Leuten von der Theatertruppe der Trachtengruppe zum Abschied deiner Regietätigkeit noch sagen?
Wichtig ist, dass das Theater Alpnach auch in Zukunft erhalten bleibt. Damit dies gelingt, braucht es für jede Produktion eine Theatertruppe, die mit Motivation und Begeisterung ans Werk geht und diesen zeitlichen Aufwand in Kauf nimmt. Das ist alles andere als selbstverständlich. Wir haben in all diesen Jahren als Spielensemble wie eine grosse Familie funktioniert. Das war immer grossartig.
Interview: Daniel Albert